Into the Wild (2007) Film
· Unterhaltungsteam
Sean Penn liefert mit „Into the Wild“ eine tiefgründige und reife Regiearbeit ab, die allerdings gelegentlich mit übertriebenen Macho-Akzenten kokettiert.
Dieser bewegende Film basiert auf der wahren Geschichte von Christopher McCandless, einem klugen, idealistischen amerikanischen College-Absolventen, der gesellschaftliche Normen ablehnt.
Zum Entsetzen seiner Eltern spendet McCandless sein Jurastudium-Stipendium in Höhe von 24.000 Dollar an Oxfam, lässt seinen Besitz zurück und wagt sich auf der Suche nach einem reineren Leben in die Wildnis – ganz im Sinne der Philosophien seiner Helden Henry David Thoreau, Leo Tolstoi und Jack London.
Die tragische Reise
Liebe Lykkers, 1992 wurde McCandless im Alter von nur 24 Jahren tot in einem verlassenen Bus in der Wildnis Alaskas gefunden, wo er als provisorischer Einsiedler lebte. Seine aus seinen Tagebüchern rekonstruierte Geschichte inspirierte Jon Krakauers Bestseller, den Sean Penn in diesen fesselnden Film adaptierte.
Ein visuelles und emotionales Meisterwerk
Der Film ist eine weitläufige, meditative Darstellung sowohl der amerikanischen Landschaft als auch von McCandless‘ innerer Reise. Lange, wortlose Sequenzen fließen nahtlos ineinander, während McCandless trampt, Güterwagen fährt und vorübergehende Jobs annimmt und einer romantisierten Vision von Freiheit nachjagt. Die Kinematographie ist in satten Braun-, Ocker- und Sonnenuntergangsgelbtönen gehalten und erinnert an das Indie-Kino der 1970er Jahre.
Hervorragende Darbietungen
Emile Hirsch glänzt als intelligenter, offener McCandless, dessen Wut über gesellschaftliche Erwartungen und persönliche Beschwerden sich auflöst, je weiter er sich von zu Hause entfernt. William Hurt und Marcia Harden liefern ergreifende Darstellungen seiner verwirrten, trauernden Eltern, zu denen McCandless den Kontakt verweigert. Catherine Keener und Brian Dierker bieten herzliche Gastauftritte als Hippies, die beinahe eine Verbindung zu ihm aufbauen, während Hal Holbrooks zutiefst bewegende Darstellung von Ron Franz – einem freundlichen, älteren Mann, der McCandless Liebe und Unterstützung bietet – einen bittersüßen Höhepunkt darstellt.
Komplexität von McCandless’ Charakter
McCandless ist sowohl ein Idealist als auch ein Romantiker, aber auch stur und selbstisolierend. Seine Ablehnung von Materialismus und menschlichen Beziehungen rührt von einer Mischung aus edlen Absichten und ungelösten Traumata aus seiner Kindheit her. Seine rätselhaften Abgänge hinterlassen bei denen, denen er begegnet, ein gebrochenes Herz. Seine Philosophie, zusammengefasst in seiner Aussage gegenüber Franz – „Sie irren sich, wenn Sie glauben, dass die Freude am Leben aus menschlichen Beziehungen kommt“ – wirft Fragen über seine emotionale Distanz auf.
Reiz und Gefahr der extremen Natur
McCandless’ Streben nach „extremer Natur“ führt dazu, dass er traditionelle Wanderausrüstung und konventionelle Weisheiten verachtet. Er wagt sich mit kaum mehr als seinen Idealen in die Wildnis, verbrennt sogar seine letzten 10-Dollar-Scheine und lässt sein Auto am Rande der Wüste zurück. Penn porträtiert die Natur nicht als Kulisse für Dramen, sondern als eigenständiges Wesen – schön, gleichgültig und schmucklos.
Einsamkeit und Reflexion
McCandless’ einsame Existenz hebt den Akt des Lesens als tiefgreifende und doch isolierende Erfahrung hervor. Der Film wirft eine faszinierende Frage auf: Wie entwickelt sich die Bedeutung von Büchern, wenn man völlig von der Gesellschaft abgeschnitten ist? In seinen letzten Wochen liest McCandless Tolstoi und findet Trost im geschriebenen Wort inmitten der riesigen Leere der Wildnis.
Mängel und philosophische Fragen
Manchmal gerät Into the Wild in Selbstgefälligkeit, wie etwa in Zeitlupen-Szenen von McCandless beim Duschen im Freien, die übermäßig stilisiert wirken. Diese Momente werden jedoch von den tieferen Themen des Films überschattet: Vermindert es unsere eigene Menschlichkeit, wenn wir die Natur höher schätzen als die Menschheit, oder hilft es uns, sie zu überwinden?
Ein tiefgreifendes Kinoerlebnis
Sean Penns „Into the Wild“ ist eine zutiefst persönliche Auseinandersetzung mit der Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Es ist ein ernsthafter, zum Nachdenken anregender Film voller Momente der Schönheit, Traurigkeit und philosophischer Betrachtungen. Für diejenigen, die über den Sinn des Lebens und das Gleichgewicht zwischen Natur und Gesellschaft nachdenken möchten, ist dieser Film ein Fest für Geist und Herz.