Singende Mythen?
· Fototeam
Viele Anfänger, die Gesangstechniken erlernen möchten, hören oft Ratschläge wie „Singen Sie mit dem Bauch.“ Allerdings erklären nur wenige, was „Singen mit dem Bauch“ wirklich bedeutet.
Dies führt viele zu der Annahme, dass der Magen beim Singen aktiv beteiligt sein muss. Anfangs mag es so scheinen, als würde diese Technik die Stimme stabilisieren, doch mit der Zeit führt sie oft zu Müdigkeit, Heiserkeit, Schwierigkeiten beim Erreichen hoher Töne und verminderter Ausdauer.
Diese Probleme treten häufig bei Personen auf, die glauben, dass beim Singen eine aktive Bauchspannung erforderlich ist. Professionelle Anleitungen zeigen jedoch, dass beim Singen die Bauchmuskeln völlig entspannt sein müssen. Diese Entspannung hängt eng mit der Zwerchfellatmung zusammen.
Bei der Zwerchfellatmung entspannt sich das Zwerchfell und senkt sich beim Einatmen, wodurch sich der Bauchraum aufgrund des nach unten gerichteten Drucks des Zwerchfells nach außen ausdehnt. Durch diesen Vorgang können sich die Lungen vollständig aufblasen, ähnlich wie bei einem Ballon. Beim Ausatmen hebt sich das Zwerchfell wieder und der Bauchraum zieht sich allmählich zusammen, während Luft ausgestoßen wird, ähnlich wie bei einem Luftballon, aus dem sich die Luft entleert.
Diese Methode maximiert die Lungenkapazität im Gegensatz zum üblichen Atemmuster, bei dem der Bauchraum beim Einatmen nach innen gezogen und beim Ausatmen nach außen gedrückt wird.
Das umgekehrte Atemmuster wird oft damit in Verbindung gebracht, dass man lernt, „aufrecht zu stehen, mit herausgestreckter Brust und eingezogenem Bauch“. Diese Haltung zieht das Zwerchfell zusammen, wodurch die Lungen nach oben expandieren und die Schultern mit jedem Atemzug angehoben werden. Diese Vorgehensweise kann zwar Haltung und Ästhetik bewahren, ist aber zum Singen oder längeren Sprechen ungeeignet. Insbesondere Neugeborene atmen von Natur aus mit dem Zwerchfell.
Zum Singen ist Zwerchfellatmung erforderlich, bei der sich der Bauch beim Einatmen ausdehnt und beim Ausatmen zusammenzieht. Das Zwerchfell bleibt dabei entspannt. Wenn sich das Zwerchfell jedoch nur beim Einatmen entspannt, während der Bauch beim Ausatmen kräftig nach außen gedrückt wird, baut sich ein übermäßiger Luftdruck auf, der zu einer Überbeanspruchung der Stimmbänder führt.
Längere Anwendung von übermäßigem Luftdruck zum Vibrieren der Stimmbänder kann Probleme wie Müdigkeit, Entzündungen, Knötchen oder Polypen verursachen. Diese Erkrankungen führen zu Heiserkeit, Müdigkeit und Unwohlsein.
Aus physikalischer Sicht ähnelt das Herausdrücken des Bauches beim Ausatmen dem Absaugen von Luft aus einem Behälter mit fester Größe, wodurch ein Vakuumeffekt entsteht. Dadurch erhöht sich der Druck der ausströmenden Luft. Diese Technik kann zwar in bestimmten Situationen nützlich sein, z. B. wenn man außer Atem ist, aber eine Aufführung beenden muss, aber ihre längere Anwendung kann die Stimmbänder belasten.
Um die Stimmbänder zu schützen und eine gesunde Stimme zu bewahren, sollten Sänger auf eine gute Zwerchfellatmung achten und übermäßigen Bauchdruck beim Ausatmen vermeiden. Diese Vorgehensweise gewährleistet einen nachhaltigen Stimmeinsatz und verringert das Risiko langfristiger Stimmschäden.